Fokusthema 25 „Ich kriege das Material, das ich brauche, aus dem Steinbruch. Das ist unbehandelt und außerdem wirtschaftlich.“ Wie reagieren Kolleginnen und Kollegen auf Ihren Weg? Tobias Müller: Am Anfang wurde ich oft belächelt. Viele dachten, naturnahe Gärten seien eine Nische oder eine Spielerei. Heute sehe ich, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen neugierig werden – spä- testens, wenn sie unsere Projekte sehen oder hören, dass wir kaum mit Reklamationen kämpfen müssen. Wer Pflanzen liebt und sich für Dynamik begeistert, der findet hier ein Feld voller Möglichkeiten. Man muss allerdings auch der Typ dafür sein: Wer es braucht, alles nach Plan und Norm abzuarbeiten, wird hier nicht glücklich. Naturgärten leben von Verände- rung – das muss man selbst mögen, um es auch der Kundschaft überzeugend vermitteln zu können. Welche Herausforderungen gibt es für Betriebe, die in diese Richtung gehen möchten? Tobias Müller: Man braucht viel Fachwissen und Erfahrung – in Pflanzenverwendung, Natursteinbau, Wasserbau und besonders auch in der naturgarten- gerechten Pflege. Das kann man nicht von heute auf morgen lernen. Es reicht nicht, Schottergärten durch Blumenwiesen zu ersetzen. Wer naturnah arbeitet, muss Bodenkunde verstehen, Standortbedingungen richtig einschätzen, wissen, wie Stauden sich über Jahre entwickeln. Und man darf sich nicht von dog- matischen Vorgaben einschüchtern lassen. Jeder Betrieb muss seinen eigenen Stil entwickeln, der zum Team, zur Region und zum Kundenkreis passt. Wich- tig ist, sich die Freude am Gestalten zu bewahren und gleichzeitig Respekt vor der Natur zu haben. Welchen Rat geben Sie Kolleginnen und Kollegen, die sich für naturnahe Gärten interessieren? Tobias Müller: Mein wichtigster Rat: Fangt mit Lei- denschaft an, aber bleibt offen. Naturnahe Gärten sind kein Trend, der morgen vorbei ist, sondern eine Haltung, die unser Berufsbild langfristig bereichert. Wichtig ist, nicht zu dogmatisch zu werden. Bleibt Gestalter*innen, bleibt Landschaftsgärtner*innen! Nutzt euer handwerkliches Wissen, greift auf Natur- steine, Pflanzen und Wasser zurück – das sind die Kernelemente unseres Berufs. Und: Habt den Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Wer konsequent an der Naturgartenphilosophie fest- hält, gewinnt Kundinnen und Kunden, die genau das schätzen. Am Ende geht es darum, lebendige, schöne, individuelle Gärten zu schaffen, die über Generationen bestehen. Tobias Müller – Natürliche Gärten GmbH Tobias Müller erlernte das Handwerk des Landschaftsgärtners im väterlichen Betrieb und absolvierte 2014 die Meisterprüfung an der LVG Heidelberg. 2018 gründete er sein eigenes Unternehmen. Seit 2020 engagiert er sich im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V., Region Unterer Neckar, insbesondere in der Ausbildung des Nachwuchses. Im Zentrum seines Leitbildes steht die Verbindung von Natürlichkeit, Ästhetik und Nachhaltigkeit. Seine Arbeit folgt der Überzeugung, dass Gärten über Generationen bestehen sollen: bestän- dig, pflegeleicht, ressourcenschonend und zugleich ausdrucksstark. Dabei setzt er auf natürliche Materialien wie heimische Natursteine und eine Pflan- zenauswahl, die Dynamik zulässt und Jahreszeiten sichtbar macht. Gestal- tung ist für ihn nicht nur Handwerk, sondern auch Kunst und Haltung. Das Team der Natürliche Gärten GmbH umfasst derzeit sechs Mitarbeiter*innen. Viele Fachkräfte bewerben sich gezielt bei Tobias Müller, weil sie die Arbeit mit Naturstein und naturnahen Pflanzungen reizt. Der Betrieb ist zudem Ausbildungsbetrieb: Müller legt großen Wert darauf, Nachwuchs praxisnah an Naturstein- und Staudenver- wendung heranzuführen. So können junge Menschen früh lernen, dass naturnaher Gartenbau nicht nur ein Trend ist, sondern eine fachlich anspruchsvolle, zukunftswei- sende Fachrichtung im Garten- und Landschaftsbau. LLwww.mueller-gaerten.de GaLaBau Magazin · 11-12/2025