Möglichkeiten gibt, praktisch mit ihnen zu arbeiten, aber auch, ob sie kognitiv wertvoll sind, einen sym- bolischen Wert haben, wie die Rose, einen individuell biografischen oder übergreifend kulturellen Bezug bieten. So werden je nach Krankheitsfall und Kons- titution der betroffenen Person passende Pflanzen ausgewählt. Im Verband IGGT haben wir dazu sogar mit GarThePedia eine eigene Pflanzendatenbank entwickelt. Andreas Niepel auf einer Schulung von Therapeutinnen und Therapeuten im Irak. Eins Ihrer Bücher heißt „Wohlfühlgärtnern“. Was verstehen Sie darunter? Niepel: Zunächst: Sich wohl zu fühlen ist ein elemen- tarer Bestandteil eines umfassenden Gesundheits- verständnisses. Deshalb ist das Wohlbefinden auch in der Therapie wichtig – weit jenseits des tatsäch- lichen körperlichen oder geistigen Befindens. Somit ist dieses Wohl-Fühlen auch für gesunde Menschen ein bedeutsamer Aspekt von Lebensqualität, und wir alle merken: Gartenräume nehmen dabei eine wachsende Rolle ein. Sie sind sichere, angenehme Orte zum Abschalten, zum Genießen oder auch für sinnvolle Beschäftigung an der frischen Luft. Es ist vielfach untersucht, dass Gärten in unserer Zeit den Menschen als Wohlfühlräume dienen und dass sie erstrebenswert sind. Natürlich sind nicht alle Gärten gleich. Was dem Einen gefällt, kann der Anderen missfallen. Diese individuelle Haltung und Erwartung an den Garten bzw. an Pflanzen zu erkennen, ist für uns Therapeutinnen und Therapeuten wichtig, aber für Landschaftsgärtner oder -architektinnen ist das doch ganz genau so! Was sollte ein Garten haben, damit Menschen dort eine Naturerfahrung haben? Niepel: Darauf gibt es nicht die eine richtige Ant- wort. Wir alle haben psychische Grundbedürfnisse, zum Beispiel nach sozialer Integration, nach Selbst- wirksamkeit, Naturerfahrung oder allgemein den Landschaft Bauen & Gestalten · 7/2023 Thema des Monats | 15 Auch dort, wo den Gartentherapeutinnen und -therapeuten kein Garten zur Ver- fügung steht, beispielsweise im Intensiv- Bereich, wird mit lebendigen Pflanzen gearbeitet. Wunsch nach positiven Emotionen. Wie stark diese jeweils sind, ist natürlich individuell ausgeprägt. In der Therapie gilt es herauszufinden, wie jemand tickt, natürlich auch, wo die Probleme liegen und dann, welche Gartensituation hier helfen kann. Eine Gar- tenbesitzerin dagegen kommt ja nicht als Patientin, sondern mit einer anderen Erwartungshaltung: Ein Mensch sucht Ausgleich, Selbstdarstellung, und in den meisten Fällen tatsächlich auch Naturerfahrung. Hier sind Pflanzen die wichtigsten Elemente. Sie ermöglichen direkte wie indirekte Naturerfahrung, bieten beispielsweise zusätzlich Lebensräume für Tiere, Vögel, Eichhörnchen, Igel etc. – und das sind heute für viele Menschen echte Sensationen! Ich würde sagen, ein Garten sollte Lebensraum sein, der weiteres Leben anlockt und der im Wortsinn erlebt werden kann, nicht zuletzt, weil er vielfältig ist und Abwechslung bietet. Was können Landschaftsgärtnerinnen und Land- schaftsgärtner von Ihren Erfahrungen lernen? Niepel: Nach meiner Erfahrung ist es wichtig und auch spannend, den Garten stärker vom Menschen aus zu denken. Das Verbindende ist meines Erach- tens die Sensorik: Man will sehen, fühlen, riechen, hören, schmecken – der Garten kann ein Genuss- raum sein, der gut tut. Wobei ich sagen würde, wie beim Wein gilt auch im Garten: Genuss will gelernt sein. Gartenerleben braucht Zeit und Erfahrung … und auch eine gute fachliche Beratung ist hier wichtig. Es gilt herauszufinden, was die Kundinnen und Kunden mitbringen, was sie wünschen oder brauchen. Was kennen sie, natürlich auch, welche Möglichkeiten und Grenzen stecken in der Lage bzw. in der individuellen Gartensituation? Ein gelungener Garten ist sicher der, den seine Besitzer oder Nutze- rinnen als für sie richtig erleben. L Mehr unter www.gaerten-helfen-leben.org, www.iggt.eu und www.mein-traumgarten.de Anzeige UMKEHRFRÄSE D A S O r i g i n a l Alle Geräte sind an alle gängigen Einachser und Trägerfahrzeuge anbaubar www.lipco.com