24 | Thema des Monats Kurpark Bad Neuenahr – Provisorium nach der Flut... Foto: Orther/VGL RPS ... Begehung durch Vertreterinnen und Vertreter des Kreises Bad Neuenahr, des VGL-RPS und des BGL mit Mechthild Heil (MdB) Foto: Orther/VGL RPS Nordrhein-Westfalen und Gar- ten Reichl vom Landesverband Bayern. Was stellt aktuell das größte Problem in Bad Neuenahr-Ahrweiler dar? „Es ist schwer zu sagen, was am schlimmsten wiegt. Es ist eine Mischung aus vielem“, sagt Michael Wershofen. Aus seiner Sicht sei es zum einen das Leid der Bevölkerung. Es herrsche immer noch ein gewisses Trauma in der Stadt, das merke man bei jedem Kundenbesuch. Er persön- lich habe sich an den Anblick der Stadt gewöhnt. Das liegt unter anderem aber auch daran, dass er als Fachmann weiß, wie es aussehen könnte und was fehlt, das gibt ihm Sicherheit. Allerdings haben die meisten Menschen hier eben keine oder geringe Fach- kenntnisse und verzweifeln beim Anblick, wenn sie es mit früher vergleichen und können sich kaum vorstellen, wie alles wieder schön werden kann. Zum anderen fehlt es an den staatlichen Hilfen. Bis heute sind, hier kann Michael Wershofen nur von seinem Betrieb sprechen, keine öffentlichen Hilfsgelder geflossen. Hätte man mit dem Wiederaufbau und den Aufträgen gewartet, bis diese Unterstützung kommt, wäre man längst insolvent. Ein Grund, warum bisher nur private und Verbandshilfen ange- kommen sind, sei unter anderem „der hohe Grad an Bürokratisie- rung bei den Anträgen für öffentli- che Hilfen, bei denen selbst unser Steuerbüro an seine kapazitiven Grenzen kommt.“ Man müsse sein komplettes Anlagengut durchge- hen, Dinge benennen sowie Rech- nungen vorlegen, die während der Flut entweder zerstört wurden, oder einfach nicht mehr nachvoll- ziehbar sind. Somit stellt sich bei den betroffenen Menschen, neben den existenziellen, gesundheitli- chen und arbeitstechnischen Pro- blemen die Herausforderung, auch noch solch einen Akt der Bürokra- tisierung zu durchlaufen, welcher bisher um keine Sonderregelung erweitert wurde, der einer solchen Umweltkatastrophe jedoch ange- messen wäre. Im Dreiklang gehen diese beiden Problemfelder mit dem Aktionismus und der teilweise herrschenden Konzeptlosigkeit, wenn es um den Wiederaufbau geht. Viele Dinge werden ohne eine vorhandene zentrale Planung durchgeführt, so zum Beispiel im Bereich des Flussufers. „Aus land- schaftsplanerischer Sicht würde es Sinn machen, eine zuständige Stelle einzurichten, welche bun- desweit agiert und damit beauf- tragt ist, die Revitalisierung des Ahrlaufes darzustellen.“ Die aktu- elle Umsetzung stellt in Teilge- bieten nur kurzfristige Lösungen dar. Ein weiteres Problem hierbei sei allerdings, dass man wegen der fehlenden öffentlichen Hilfen kaum weiter vorausplanen könne und sich dadurch eine große Ungewissheit einstellt. Planungen und Aussichten für die Zukunft „Wir haben ein klares Kon- zept für den Aufbau des Betriebsgeländes: Die Infrastruk- tur erneuern, ein neues Büro- gebäude bauen, die Showgärten wiederherstellen. Ideen gibt es viele. Die Umsetzbarkeit, der Zeit- raum und das Ergebnis hängen aber am wirtschaftlichen Erfolg sowie den öffentlichen Hilfsgel- dern. Ob, wann und in welcher Höhe diese fließen, ist unklar.“ Ein kurzfristiges Projekt ist zudem die Fertigstellung der Sanierung der zerstörten Häuser von Eltern und Bruder. „Wir gehen davon aus und freuen uns, dass die Häuser spä- testens Ende des Jahres wieder bezugsfertig sind.“ Bereits vor der Flut gab es eine klare strategische Ausrichtung, in welche Richtung sich der Betrieb entwickeln soll. Klare Maßnah- menkataloge, Umsetzungster- mine, Mitarbeiterentwicklung – an der strategischen Ausrichtung möchte man festhalten, sich von der Katastrophe erholen und gestärkt daraus hervorgehen. Ebenfalls möchte man sich als Arbeitgeber und Ausbildungsbe- trieb im Ahrtal weiter engagieren und einen Namen machen. „Wir möchten im Stadtbild präsent bleiben und als Firma einen Bei- trag leisten, damit die Stadt und das gesamte Ahrtal qualitativ und besser als zuvor aufgebaut wird. Wir, die Familie Wershofen, sind bereit für die Gärten und die Landschaft von Morgen.“ Moritz Ortler, Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Rheinland-Pfalz und Saarland e. V. Landschaft Bauen & Gestalten · 06/2022