Edelreis für die Unterlage zu wüchsig ist. Anders herum stellt es weniger Versagensrisiken dar. Birgt dann allerdings andere Probleme wie zum Beispiel Triebsucht der Unterlage. Konsequenzen für die Baumkontrollen Fazit der gesamten Beobachtungen und Unter- suchungen ist, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt, sondern um eine Vielzahl von Hybrid-Ulmen mehrerer Sorten, die vor etwa 20 Jahren eingeführt wurden und sich entsprechend entwickelt haben. Hier ist für die Zukunft ein deutlich erhöhter Kont- rollaufwand notwendig, da die typischen Anzeichen von Fehlwuchs meist erst beim Freilegen der Verede- lungsstelle am Stammfuß zu erkennen sind, die sich teilweise auch leicht unter Bodenniveau befinden kann. Sind diese dann deutlich zu erkennen, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Baum kurz- bis mittelfristig nicht mehr standsicher ist und damit ersetzt werden muss. In der Praxis ist es bei Kontrollen nicht immer einfach, die Sorten und Hybridformen zu erken- nen. Zum Erkennen eventueller Risiken könnte das Erscheinen von Pilzfruchtkörpern dienen. Nach aktu- eller Erkenntnislage ist aber vor allem die abrupte Verdickung am unteren Stammfuß sowie die sehr schwache Unterlage ein Hinweis auf ein Versagens- risiko. Ob die Verwendung dieser Sorten in der hier festgestellten Zuchtform zu empfehlen sind, mögen weitere Untersuchungen ergeben. Auf jeden Fall scheint es notwendig, eine geeignetere (schneller wüchsige) Unterlage auszuwählen. Hinweis: Die Feststellungen sind nur ein Hinweis auf bestehende Probleme, die weiterer Beobachtun- gen bedürfen. Die Beteiligten bitten ausdrücklich um Mitteilung von anderer Kommunen, Ämtern, Baum- kontrolleuren und Sachverständigen. Peter Klug (www.arbus.de), Valentin Stülpnagel (www.blattwald.de), Roland Schindler (www.baumundseil.de) Fachthema | 27 Literatur • Kehr, R.; Wohlers, A.; Dujesiefken, D.; Wulf, A. (2000): Der Eschenbaum- schwamm an Robinien – Diagnose- merkmale und Kultureigenschaften. In: Jahrbuch der Baumpflege. Haymarket Media, Braunschweig. S. 200-207. • Klug, P. (2017a): Einfluss der Baum- art auf die Baumkontrolle am Bei- spiel ausgewählter Baumarten. In: FLL: FLL-Verkehrssicherheitstage 2017. S. 67 76. • Klug, P. (2017b): Praxis Baum- kontrolle – Baumbeurteilung und Baumkataster. Arbus-Verlag, Gammelshausen. • Klug, P., Hrsg. (2019): Arbolex – Das Baumpflegelexikon: www.arbolex.de. Arbus Verlag, Gammelshausen. • Warda, H. D. (2001): Das große Buch der Garten - und Landschaftsgehölze. Bruns Pflanzen Export GmbH, Bad Zwischenahn. • Wessoly, L.; Erb, M. (2014): Handbuch der Baumstatik und Baumkon trolle, Patzer Verlag, Berlin-Hannover. Foto 10: Hier ist der Minderwuchs der Unter- lage mit der Zersetzung durch Holzfäule zu erkennen; die abgerissenen Haltewurzeln haben sich aus der raschwüchsigen Hybrid- form (Edelreis) heraus entwickelt. Foto: Stülpnagel, Blattwald ebenfalls zum Bruch geschehen beizutragen scheint. Die hier bereits häufig angesprochene Problematik von Würgewurzeln, die unabhängig vom Baumstand- ort aufgetreten sind, ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt und müsste noch weitergehend untersucht werden. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Ausgleichsreaktion des Edelreises, also der Hybridform, um die schlechte Versorgung mit Wasser und Nährstoffen durch die Unterlage auszu- gleichen. Ein weiterer beeinflussender Faktor für das Versagen könnte die Pflanztiefe der Veredelungs- stelle sein. Bei Obstbäumen beispielsweise darf die Veredelungsstelle nicht in Bodenkontakt kommen. Das führt hier zu gleichen oder ähnlichen Schadbil- dern. Das Edelreis bildet dann eigene Wurzeln und stößt die Unterlage ab. Gerade die Symptomatik bei Foto 10 könnte ein Hinweis darauf sein. Die Bäume wurden allerdings so gepflanzt, wie sie angeliefert wurden. Möglicherweise ist zu prüfen, ob die im Bal- len befindlichen Jungbäume korrekt geliefert wer- den. Grundproblem bleibt jedoch die unterschiedli- che Wüchsigkeit von Unterlage zu Edelreis, da das Anzeige Landschaft Bauen & Gestalten · 03/2021