12 | Thema des Monats größten und langlebigsten Pflanzen in jedem Garten und jeder Anlage. Im Gegensatz zu Stauden oder kleineren Sträuchern sind sie ab einer gewissen Standzeit nicht mehr verpflanzbar. Somit ist der erste und wichtigste Schritt die sorgfältige Analyse des vorgesehenen Standorts in Bezug auf die Boden- und Lichtverhältnisse sowie den zur Verfügung stehenden Kronenraum. Der Jungbaum aus der Baumschule lässt kaum erkennen, welche Wuchshöhe, Kronenform und -breite er im Alter erreichen wird. Häufig wird nur die Wuchshöhe angegeben, die für sich allein wenig über den tatsächlichen Platzbedarf eines Baumes aussagt. Oft werden dann Bäume mit vermeintlich kleinen und kugelförmigen Kronen, z. B. Acer platanoides ‘Globo- sum’ gepflanzt. Dabei wird aber oft übersehen, dass diese Sorte im Alter eine Kronenbreite von 5 m und mehr erreichen kann und damit den ihm zugewie- senen Platz u. U. sprengt. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben der Wuchshöhe auch die erreichbare Kronenbreite und -form zu kennen. Auch in gestalteri- scher Hinsicht ist die Kronenform wichtig. Bäume mit Zwei Säulen-Hainbuchen flankieren eine Hausfront. kugelförmiger, säulenförmiger oder überhängender Kronenform gehören immer in die Nähe von Gebäuden bzw. in den Siedlungsbereich. Sie wirken in der freien Landschaft oder in landschaftlichen Anlagen mit ihrer „künstlichen” Form störend. Eine Reihe von Sorten fallen durch abweichende Laubfärbung auf. Die Verwendung derartiger Sorten verlangt besonderes Fingerspitzengefühl, damit sie die benachbarten grünen Pflanzen nicht „erschlagen”. Sie stehen am besten einzeln an hervorgehobenen Plätzen. Gelblaubige Sorten eignen sich zur Aufhel- lung dunkler Partien. Rotlaubige Sorten wirken leicht düster und werfen einen tieferen Schatten als grün- laubige Arten. Sie stehen am besten in Einzelstellung. Panaschierte Sorten fügen sich leichter ein, da in ihrer Blattfarbe immer auch noch grün vertreten ist. Keines- falls darf man buntlaubige Bäume mit unterschied- lichen Blattfarben mischen. Dies ergäbe ein völlig uneinheitliches und unruhiges Bild. Soll der Baum in eine befestigte Flächen gepflanzt werden, muss eine ausreichend große Baumgrube vorgesehen werden. Zusätzlich sollte den Wur- zeln mit Hilfe von Wurzelkanälen das Wachstum in benachbarte, nicht befestigte Flächen ermöglicht wer- den. Es ist immer besser, die Auswahl der Baumart auf den örtlichen Boden abzustimmen, anstatt aufwän- dige Maßnahmen zur Veränderung der Bodenverhält- nisse zu ergreifen, die selten dauerhaft wirksam sind. Nur so wird sich der Baum nach einer Hilfestellung in den ersten Jahren im Anschluss an die Pflanzung auf Dauer ohne aufwändige Pflege gut entwickeln. Das schließt natürlich nicht aus, dass man gelegent- lich einmal nachdüngt oder in trockenen Sommern zusätzlich wässert. Der Baum soll im Gleichgewicht mit seinem Standort stehen. Das bedeutet, dass man nicht versucht, durch Pflegemaßnahmen unter allen Umständen einen maximalen Zuwachs zu erreichen, sondern, z. B. in trockenen Jahren, auch einen gerin- geren Zuwachs, früheren Laubfall oder eine geringere Blüte in Kauf nimmt. Bäume sind ein ganz wesentliches Gestaltungsele- ment in der Freiraumplanung. Sie müssen deshalb sehr bewusst und mit einer klaren Vorstellung in Bezug auf ihre Funktion geplant werden. Die Pflan- zung wird nur dann erfolgreich und befriedigend sein, wenn die Bäume die ihnen zugewiesene Aufgabe auch wirklich erfüllen. Im Idealfall kann ein Baum sogar mehrere Funktionen übernehmen: z.B. Schattenbaum, Blütengehölz und markantes Einzelgehölz, etc. Die Begleitpflanzung soll den Baum in seiner Leitfunktion unterstützen. Höhere Gehölze in unmittelbarer Nähe beeinträchtigen die Wirkung. Eine Unterpflanzung mit bodendeckenden Gehölzen, Stauden und Blumenzwie- beln kann hingegen bereichernd wirken und beson- dere Akzente setzen. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Kleinbäumen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Großbäume: Einzelbaum, Paar, Gruppe (regelmäßig oder unregelmäßig) und Baumreihe bzw. Allee. Klein- bäume übersetzen alle diese Gestaltungsformen ins Kleine, so dass auch in Zusammenhang mit kleinen Gebäuden oder begrenzten Flächen die Maßstäblich- keit gewahrt werden kann. Dr. Philipp Schönfeld LWG Veitshöchheim Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau Literatur Coombes, A. J. (2001): Bätme für kleine Gärten. Weltbild (Atgsbtrg) Loidl, H., Bernard, St. (2003): Freirätmen Entwerfen als Land- schaftsarchitekttr. Birkhätser (Basel, Schweiz) Mader, G. (2004): Freiratmplantng. Dettsche Verlagsanstalt (München) Pirc, H. (2009): Kleine Bätme für kleine Gärten. Österreichischer Agrarverlag (Wien) Schönfeld, Ph., Angermüller, F., Adelsberger, A. (2014): Kleine Latbbätme für Hatsgärten tnd Grünanlagen, Faltblatt, Bayeri- sche Landesanstalt für Weinbat tnd Gartenbat (Hrsg.) (Veits- höchheim); Download tnter folgenden Link: http://www.lwg. bayern.de/landespflege/gartendoktmente/merkblaetter/076697/ index.php Wilde, M., Mensing, F. (2001): Unser Hatsbatm. Batmschtlen Harry Menkehorst (Hrsg.), (Hengelo, Niederlande) Landschaft Bauen & Gestalten · 01/2020