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Landschaft Bauen und Gestalten 09|2014

und des Gartentheaters. „Wir sind vollkommen von der Stadt umschlossen, bieten aber das Bild einer ländlichen Sommerresidenz – willkommen!“ Kontinuität in Restaurierung und Fachpflege Professor Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der SPSG, betrach- tete das Bewahren, Instandsetzen aber auch die Vermittlung der Erfahrung an die Forschung. Wie haben sich die Parkanlagen in Kontinuität entwickelt? Vor 100 Jahren, unter dem Architekten Hugo Koch, hat man noch fran- zösische Anlagen in englische Gärten umgestaltet, unter Georg Potente betrieb man in den Zwan- ziger Jahren des 19. Jahrhunderts schon die Rückführung auf einen Stil – oder mehrere (im Fall von Park und Schloss Sanssouci auf die Schöpfung Friedrichs). Man sorgte sich 1927 ebenso um die mögliche Erhaltung des Baumbe- standes und des Materials unter konservatorischen Vorgaben. Es gab jedoch immer unterschiedliche Auffassungen: Achilles Duchène hat 1929 Vaux le Vicomte so restauriert, das der Park einen deutlicheren Charakter hatte als vorher, authentischer war als in seinen alten Tagen. Potente hat in den zwanziger Jahren abge- zeichnete historische Pläne neben aktuelle gelegt und entsprechend nachgepflanzt oder Pflanzen und Sträucher entfernt. Mit Harry Gün- ther sind in den fünfziger Jahren friderizianische Strukturen frei- gelegt worden, Rabatten erneuert und Wege begradigt worden – wie zu Friedrichs Zeiten. Er listet aber schon auf, dass seine Gärtner von 300 auf 41 reduziert worden sind. Heute kämpft die SPSG mit einem Defizit von 70 Gärtnern, Klimaschäden und einem Eichen- prozessionsspinner, der den Park 100.000 Euro Schadensbekämp- fung gekostet hat. Stürme, die 200 Jahre alte Bäume umlegen, zerstö- ren die Kulisse, und es ist schwer, die Bilder wieder aufzubauen – umso wichtiger wird es sein, Geld für eine qualifizierte historisch getreue kontinuierliche Parkpflege zu bekommen. Mehr Öffentlichkeit mit dem Medium Gartenschau Dipl.-Ing. Thomas Metz, Gene- raldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, berichtete von den positiven Nachwirkungen der BUGA Koblenz 2011, die die Restauration der Festung angesto- ßen und Planung und Umsetzung erforderlich gemacht hat. Deren vielfältiger Ideenanschub ließ zum Beispiel einen Freundeskreis ent- stehen, der sich noch heute ehren- amtlich für die Staudenpflege auf dem gesamten Plateau engagiert. „Menschen identifizieren sich mit der Anlage, der Pflege, den Pflanzen und dem Ort“, führt Thomas Metz aus. 450.000 zah- lende Besucher gibt es inzwischen jährlich auf den Festungsanlagen, 100.000 weitere kommen zu den Abendveranstaltungen. Aufgrund der Seilbahneintritte kann man die Gesamtzahl der Besucher ermit- teln: 800.000 aus der Stadt und der Region besuchen ihren Volkspark und die historische Anlage jähr- lich. Es werden Veranstaltungs- formate hin bis zum interaktiven Mitmachen angeboten. Metz: „Wir machen Spektakel, wir zelebrie- ren, wir emotionalisieren.“ So können kulturhistorische Inhalte transportiert werden. Die Festung ist durch die BUGA lebendig geworden. Sein Fazit: Sie zieht heute mehr denn je Besucher auf das Freigelände. Veranstaltungen als Besuchermagnete Ist ein bestimmtes Veranstal- tungsformat etabliert, bewirbt es Parks und Gärten effektiv auch über Jahre und trägt zur Refinan- zierung des Ensembles bei. Wel- che Rolle dabei die individuelle Ausrichtung der Veranstaltung spielt, erläuterte Jens Spanjer, Vor- stand der Stiftung Schloss Dyck. Seit 2010 erhält die Stiftung keine Zuschüsse mehr und muss den Erhalt von Schloss und Park selbst erwirtschaften. Von den anfänglich 78.000 Besuchern zur Landesgar- tenschau 2002 hat man sich dank der Veranstaltungen inzwischen auf 200.000 Besucher im Jahr gesteigert. Die Eintrittserlöse wur- den von 300.000 auf 1,4 Millionen Euro in 2012 nach oben gebracht. Ein leichtes Anheben der Eintritts- preise geht hier mit einer stets verbesserten Qualität des Ange- botes einher. Events sorgen für weitere Erlöse. Jens Spanjer stellte einige von ihm Initiierte vor: die „Illumina“ – eine Licht- und Feu- erwerksveranstaltung, die nächtens den Park von Schloss Dyck belebt, die „Classic Days“ – ein Oldtimer- treffen, das rund 4.000 Mobilisten anlockt, und den „Schlossfrüh- ling“, ein Gartenmarkt für Liebha- ber seltener Pflanzen. Es gelingt damit, den eintrittspflichtigen Park zu refinanzieren – die Reparaturen nach Publikumsanstürmen halten sich in Grenzen. Blick ins Ausland Dipl.-Ing. Eva Henze, CMLI, Landschaftsarchitektin und Vize- präsidentin der DGGL, referierte über Beispiele aus Österreich, der Schweiz und Großbritannien. Andere Denkmuster, andere Handlungsweisen, ähnliche Pro- blemstellungen: So zum Beispiel in Schloss Hof, östlich von Wien gelegen, das schon 1760 Cana- letto begeisterte. Eine nachhaltige Nutzung des historischen Barock- gartens wird dort mit höfischen Gartenfesten zelebriert, bei denen Besucher nur in barocker Klei- dung Einlass erhalten. Ein modern interpretierter Nutzgarten mit alten Gemüse- und Obstsorten und Kräutern nach Anwendungs- gebieten wird Erwachsenen und Kindern erklärt. Aus einem Nasch- garten darf selbst gepflückt wer- den. Auch ein Marmeladegarten, eine Schnapsbrennerei und weitere verarbeitende Einrichtungen laden Aktuell | 33 LandschaftBauen&Gestalten09/2014 Anzeige_Bauen u Gest_94x138.indd 1 25.06.14 21:09 Anzeige

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