14 | Thema des Monats Manche Betriebe lehnen Menschen ab, wenn sie Krebs hatten. Sie fürchten, der Krebs käme wieder oder die Bewerberinnen und Bewerber seien nicht ausreichend fit. Regners dagegen stellen geeignete Menschen mit Einschränkungen gern ein und geben ihnen so eine Chance. Anlaufstelle für Betriebe, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen (möchten) – und Beratung und Förderung brauchen: • bundesweit der Integrati- onsfachdienst IfD: www. integrationsfachdienst.de • und für Bayern das Zent- rum Bayern, Familie, Sozi- ales: www.zbfs.bayern.de/ behinderung-beruf/ inklusionsamt/index.php den Sand stecken, findet Michelle Regner: „Ein beeindruckendes Anschreiben ist mir nicht wichtig. Ich finde es gut, wenn jemand spontan mit einem Lebenslauf vorbeikommt. Auch, wenn gerade keine Stelle ausgeschrieben war. Wir haben zum Beispiel schon einen Mitarbeiter im Bau- markt gefunden, weil wir da ins Gespräch gekommen sind.“ Diese Offenheit und das ange- nehme Betriebsklima sprechen sich herum. Gute Kontakte und Empfehlungen tun ein Übriges, sowohl bei Aufträgen als auch bei der Personalsuche. „Wir haben einen LKW-Fahrer gesucht, da habe ich Freundinnen und Familie abgeklappert. Wir haben jeman- den gefunden, der hat extra für uns im öffentlichen Dienst gekün- digt. Dem war ein gutes Team wichtiger als 200 Euro mehr im Monat zu verdienen.“ Vertrauen in das eigene Können Martin Regners Vater führte seinen Betrieb 43 Jahre lang und hatte bis zu 30 Mitarbeitende. Davon und von gezielter Online- Positionierung profitiert Martin GaLaBau heute: „Wir bekommen auch Empfehlungen, wenn Kundinnen und Kunden mit uns zufrieden sind. Das A und O ist für uns Google, wo man uns auf den ersten Blick findet. Dazu kommt eine ansprechende Website.“ Als sie sich nach dem Unfall ihres Mannes stärker als vorher im Unternehmen engagierte, unterstützte Michelle Regner zunächst ihren Schwiegervater am PC. Später ging sie mit ihm zusammen auf Baustellen und erstellte Angebote. „Er hat mir viel beigebracht, und ich bin oft ins kalte Wasser gesprungen. Auch mein Mann hat mir Tipps gegeben. Das Fachwissen habe ich mir nach und nach angeeignet.“ „Das A und O ist für uns Google, wo man uns auf den ersten Blick findet. Dazu kommt eine ansprechende Website.“ Ihre Gelassenheit und strategi- sches Denken haben den Betrieb bisher auch durch schwierigere Fahrwasser gebracht. Mit ihren vorherigen Positionen in Industrie und Verwaltung brachte die junge Frau einiges an Erfahrung mit. Inzwischen stellt sie niemanden unter zwei Tagen Probearbeit ein. „Als wir in einem halben Jahr von fünf auf zwölf Personen gewach- sen sind, gab es zu viel Wind in dem bestehenden Team. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, habe ich mir zusammen mit dem Vor- arbeiter Bewerbungen angeguckt und gezielter ausgesucht. Das hat sich als besser herausgestellt.“ Fortbildung und Vernetzung schaffen Sicherheit Mittlerweile ist Michelle Reg- ner komplett im GaLaBau ange- kommen. Nur bei komplizierten Arbeiten oder sehr besonderen Pflanzkonzepten braucht sie fach- liche Unterstützung: „Ich kann beraten, wenn es um die Erdarbei- ten geht, wenn es um die Dauer und den Materialverbrauch geht. Ich kann auch beraten, welches Material geeignet ist. In der Frage, was der Geldbeutel hergibt, bin ich betriebswirtschaftlich gut aufgestellt. Wenn etwas Unge- wohntes kommt, wie neulich eine Tiefgaragenabfahrt, greife ich auf die Vorarbeiter zurück.“ Inzwischen besuchte Michelle Regner an der Akademie für Landschaftsbau Weihenstephan in Freising einen Lehrgang für Betriebswirtschaft, der auf die grüne Branche zugeschnitten ist. „Wir sind 15 Leute im Kurs und 15 unterschiedliche Betriebe, alle wie wir junge UnternehmerInnen. Darunter sind Betriebe, die es seit 30 Jahren gibt, mit 80 Mitarbei- tenden. Einige haben viele öffent- liche Aufträge, andere vorwie- gend private. Manche realisieren Luxusgärten oder Strukturteiche – es ist wirklich von allem etwas dabei. Da konnte ich schon viel mitnehmen.“ Der Austausch mit anderen Betrieben ermöglicht auch Investitionen, wie die gemein- same Anschaffung eines mobilen Betonwerks. „Es wird momentan gespart, wo es geht. Dann wird der Weg für die Gartenbaube- triebe zum nächsten Betonwerk immer weiter oder die Schlange dort immer länger. Da war diese Möglichkeit für viele sehr interessant.“ Wissen zu Inklusion und Fördermöglichkeiten Michelle Regner teilt mit anderen gern ihr Wissen über Inklusion und Zuschüsse. „Ich bin Verbandsmitglied, ich muss einen gewissen Lohn zahlen. Ich weiß, wie man einen Zuschuss erhal- ten kann, wenn man Menschen mit einer Behinderung einstellt.“ Diesen Zuschuss kann es auch für Maschinen und Ausrüstung geben. So war es, als ein Mitar- beiter den Wunsch nach einer Kettenschubkarre äußerte. „Bei uns nennt man das ‚Dumper‘. Ein großer Teil der Anschaffungskos- ten wurde gefördert. Der Kol- lege freut sich jeden Tag wie ein Schneekönig und kommt natürlich umso lieber zur Arbeit.“ Das Team bei Martin GaLaBau unterstützt diese Haltung und profitiert von der Vielfalt im Landschaft Bauen & Gestalten · 05/2022