8 | Aktuell Schöner wär’s … Gesunde grüne Welt Der letzte Sommer ist uns noch gut im Gedächtnis. Er war lang und heiß. Die Ventilatoren wurden knapp und Klimaanlagen standen hoch im Kurs. Das Argument, dass die elektrische Anlage zuhause der Weltklimaentwicklung überhaupt nicht zuträglich ist, half nicht angesichts der Nächte, in denen man wegen der hohen Temperaturen wach lag. Dass der heiße Sommer keine Wetterkapriole, sondern wahrscheinlich in Zukunft der Normalfall sein wird und auch, dass er ein Symptom des menschengemachten Klimawandels ist, darüber gibt es keine ernstzunehmenden Zweifel mehr. aber auch von der Natur und ihren Kreisläufen. Die Natur gilt längst als Erholungsraum, aber dieser ist in Städten knapp. Wir sind gestresst, weil wir zu viel im Stau stehen, weil uns gute Luft fehlt, weil es zu laut ist, weil wir zu viel kurzsichtig in Bildschirme gucken und weil unsere Sinne keine Ruhe finden. Aufbruch und Umbruch sind gängige Wörter unserer Politiker geworden. Um eine Kehrtwende einzuleiten, muss sich eine Menge ändern. Ein Ansatzpunkt, das Klima in unseren Städten besser zu machen und die Städte damit lebenswerter für ihre Bewohner, ist es deshalb, mehr Platz für Grün zu schaffen. Städteplanung reagiert mit Grün Überall auf der Welt finden wir Planer und Archi- tekten, die vor dem Hintergrund des Klimawandels das scheinbar Unmögliche denken und entwerfen können und wir finden visionäre Planer und Gärtner, die es möglich machen. Was einst reine Utopie war, ist heute von Paris bis Singapur Praxis, nicht gängig, aber zu finden. Es sind architektonische Landmarks, touristische Highlights, tausendfach fotografiert, viel- fach beschrieben, auf Kongressen als Musterbeispiele an die Wand geworfen: Wenn Architektur und Grün zusammen wachsen, findet das Beachtung und immer noch ein Staunen. In den vergangenen Jahrzehnten ist viel passiert. Die Systeme, die echte Pflanzen an die Fassaden, Wände oder auf die Dächer bringen, sind ausgefeilt. Die Bil- der des vertikalen Waldes mitten in Mailand gingen um die Welt. Der öffentlich zugängliche Bambuswald um das grüne Museum Branly in Paris gleich neben dem Eiffelturm zieht Tausende an – Touristen wie erho- lungsbedürftige und ruhesuchende Menschen. Solches Grün wächst hoch hinaus, fällt positiv auf und macht von sich reden. Es besticht durch eine immer noch ungewohnte Ästhetik, ist aber auch Teil einer lokalen Klimaanpassungsstrategie, schafft entschleunigende Räume, Gärten auf Dächern, kühlt die Temperatur im Sommer und isoliert im Winter. Wertsteigerung und Energieeffizienz, vor allem aber Lebensqualität entstehen hier wesentlich durch leben- dige Pflanzen. Immobilienanzeigen und Hochglanzbroschüren versprechen grüne Anlagen, Wohnparks, alten Baum- bestand. Mit Grün kann man gut werben, in Parks, Landschaft Bauen & Gestalten · 02/2019 Grün in der Stadt fällt positiv auf und macht von sich reden: Museum Branly in Paris. D ie Statistiken der Temperaturverläufe und der Wetterextreme in den letzten Jahrzehnten liefern schlagende Beweise. Wir alle wissen längst, was zu tun wäre: weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger Kreuzfahrten, weniger Fleisch essen, … Weniger ist das neue Mehr. Dort, wo viele Menschen auf kleiner Fläche leben, sind die Probleme am größten. Die Zukunft ist urban, das gilt für den Globus, das gilt aber auch für uns in Deutschland. Je mehr Menschen dicht auf dicht wohnen und arbeiten, umso weiter entfernen wir uns