Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Landschaft Bauen und Gestalten 03|2015

18 | Aktuell LandschaftBauen&Gestalten03/2015 traggebern, dass unsere Mitglieder normgerechte Baumpflege gemäß der ZTV Baumpflege ausführen. Rhiem: Diese Idee leben wir bis heute. Unter anderem, indem wir alle vakanten Neumitglieder von einer Prüfungskommission kon- trollieren lassen, die sicherstellt, dass die qualitativen und fachli- chen Standards der QBB eingehal- ten werden. Außerdem schulen wir die Mitarbeiter der Mitgliedsfir- men regelmäßig. Wie reagierte denn die Fachwelt auf die QBB? Man munkelt, es hätte damals Spitznamen wie „Kauschen Kusche“ für die Pio- niere der QBB gegeben. Kusche: Den habe ich damals nicht zu hören bekommen (lacht). Rhiem: Doch, es gab so etwas (lacht). Aber diese Dinge sind erst später entstanden. Die Baumpflege wuchs ja immer mehr, vor allem im Zuge von Richtlinien wie der Verkehrssicherheitspflicht. Mit dem wachsenden Bedarf an Baumpfle- gern, aber auch durch die staatlich anerkannten Fortbildungen zum Fachagrarwirt für Baumpflege und zum European Tree Worker drängten immer mehr neue, meist kleinere Firmen in die Baumpflege. Diese wollten sich von den etab- lierten QBB-Mitgliedern absetzen. Da kam es natürlich zu Reibereien zwischen den Pionieren der Baum- pflege und den „Newcomern“. Rhiem: Sozusagen, ja. Aber im Ernst: Es ist natürlich leicht zu kri- tisieren, wenn bereits alles in tro- ckenen Tüchern ist. Die kritischen Anmerkungen stammen ja aus der Baumchirurgie, die vor der moder- nen Baumpflege Usus war. Natür- lich war nicht alles richtig, was damals getan wurde. Aber ohne die Fehler, die damals begangen worden sind, wüssten wir es heute nicht besser. Vielleicht ständen aber auch viele Naturdenkmale nicht mehr ohne die alte Baum- chirurgie. Und es waren die Grün- dungsmitglieder der QBB, die viel Pionierarbeit geleistet und sich dafür engagiert haben, dass sich die Baumpflege weiterentwickelt. Was sind denn die größten Ver- dienste der QBB? Rhiem: Die QBB hat seit ihrer Gründung alles unterstützt, was die Baumpflege vorangebracht hat. Von der Wissenschaft und Forschung über die grundlegenden Regelwerke und Qualitätsstandards bis hin zur Weiterentwicklung der Ausbildung, der Arbeitstechniken und der Arbeitssicherheit. Wir waren und sind überall maßgeblich vertreten. Das gesamte Engage- ment ist ehrenamtlich. Nur ein Beispiel: Seit Jahren unterstützen einige QBB-Mitgliedsfirmen die Berliner Beuth Hochschule bei ihren Schnittversuchen an Platanen auf dem Kurfürstendamm. Sie stel- len hierfür Personal und Maschi- nen kostenlos zur Verfügung. Stöteler: Ebenfalls erwähnens- wert ist meiner Ansicht nach die Gremienarbeit. Die QBB ist in vielen nationalen und internationa- len Gremien vertreten, die sich mit Baumpflege beschäftigen – und hat sie sogar in vielen Fällen mit- begründet. Unsere ehrenamtlichen Tätigkeiten bekommen wir in Form von neuen Erkenntnissen belohnt, die wir frühzeitig in unseren Unternehmen umsetzen können. Dadurch profitieren wir als Mitglieder der QBB. Im Metier Baumpflege tummeln sich inzwischen viele Verbände, Arbeitskreise und Institutionen. Der Großteil ist in der Inter- essensgemeinschaft Deutsche Baumpflege (IDB) vereint. Kann man da den Wald vor lauter Bäu- men noch sehen? Kusche: In der QBB sind grö- ßere Unternehmen organisiert, die bestimmte qualitative und perso- nelle Standards erfüllen. Neben der QBB gibt es in Deutschland zum Beispiel den Verein „Neue Baumpflege“ und den Fachver- band der geprüften Baumpfleger. Rhiem: Und dann sind da natür- lich noch die Arbeitskreise, die wissenschaftlichen Institute, die Fortbildungsstätten etc. Und wie läuft die Kommunikation – auch in der IDB? Rhiem: Unser Ziel ist es, Grä- ben zuzuschütten und mit allen Gruppierungen und Strömungen produktiv zusammenzuarbeiten. Hier sind wir meiner Ansicht nach schon ein großes Stück weiter- gekommen. Die größten Graben- kämpfe gehören, so empfinde ich es, inzwischen weitgehend der Vergangenheit an. Wir nutzen die IDB erfolgreich als Plattform, um miteinander ins Gespräch zu kom- men, uns fachlich auszutauschen und gemeinsame Linien zu entwi- ckeln. Zum Beispiel, wenn es um Artenschutz geht. Das funktioniert zwar nicht immer reibungslos, aber meistens sehr gut! Kusche: So auch bei der Über- arbeitung der ZTV Baumpflege. Hier sind die anderen Verbände ja auch mit an Bord. Und die Zusam- menarbeit ist sehr positiv. Das klingt doch gut! Immerhin gibt es ja auch in der Gegenwart viele Hürden, die es gemeinsam zu nehmen gilt. Herr Rhiem, was gibt es aktuell zu tun? Rhiem: Ein ganz wesentlicher Bereich, der uns bewegt, obwohl die QBB hier schon sehr viel erreicht hat, ist die Fachkräfte- sicherung durch eine qualitativ hochwertige Fort- und Weiterbil- dung. Auch und gerade heute müs- sen die Mitgliedsbetriebe der QBB sich durch eine qualitativ hervor- ragende Arbeit positiv absetzen. Und diese Qualität können wir nur durch qualitativ hochwertiges Per- sonal erreichen. Ebenfalls ein sehr brisantes Thema ist die Arbeitssicherheit. Viele große Unternehmen sind gerade dabei, als Auflage der Industrie ein Arbeitssicherheits­ managementsystem zu installieren. Wir müssen beobachten, dass dies mit sehr viel Kosten, Arbeit und vor allem Komplikationen verbunden ist. Aber die QBB-Firmen sind dabei, Lösungen zu entwickeln, um die Anforderungen zu erfüllen. Kleinere Firmen, die nicht über die personellen und finanziellen Res- sourcen verfügen wie große Baum- pflegebetriebe, können dies nicht leisten, was sehr bedauerlich ist. Ein Thema, das seit einigen Jah- ren aktuell ist und uns mit Sicher- heit noch mehrere Jahre beschäf- tigen wird, ist der Artenschutz. Die QBB hat sich auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam mit vielen Partnern einen Leitfaden zu erstel- len, der den Baumpfleger darüber informiert, wie er auf Basis der aktuellen Gesetzeslage den Arten- schutz am Baum handhaben soll und kann. Das ist schwierig, da das Bundesnaturschutzgesetz nicht alle Fälle bis ins kleinste Detail regeln kann und es unterschied- liche Auslegungen einzelner Vor- schriften gibt. Langweilig wird uns also nicht, und die QBB ist weiter- hin auf vielen Ebenen gefragt. Gesprächsleitung: Antje Kottich Die Wurzeln der Baumpflege: Bei einer Schulung der QBB 1992 in Münster demonstriert Dietrich Kusche die Kronensicherung eines Baumes. Foto: Archiv QBB/Stöteler

Seitenübersicht